Donnerstag, 13. April 2017
Wie Ihr wisst, war ich vor drei Jahren in Istanbul. Eine großartige Stadt, eine wahnsinnige Gastfreundschaft, unglaubliche Kultur: seitdem bin ich Fan der Türkei. Und gerade deswegen schreibe ich nun nicht in meinem richtigen Blog, sondern hier. Ich würde gerne wieder hinfahren, aber die Lage in der Türkei wird immer verfahrener, auch für Nicht-Türken.
Den Artikel http://www.spiegel.de/reise/aktuell/tuerkei-referendum-was-spricht-fuer-tuerkei-urlaub-und-was-dagegen-a-1143090.html, den ich heute las, nehme ich zum Anlaß ein paar Gedanken aufzuschreiben.
"Das Trauerspiel mit der Tuerkei" vollständig lesen
Donnerstag, 19. Juni 2014
Da erinnert sich ein nicht mehr ganz junger Angehöriger seiner christlichen Wurzeln und beschließt, auf seine alten Tage noch einmal das, wie man es halt so nennt, heilige Land zu besuchen. Das macht dann doch ein wenig besorgt, auch wenn es wahrscheinlich gefährlicher ist, hierzulande im Auto auf den Straßen herumzufahren; und er ist schlußendlich auch unversehrt zurückgekehrt, wenn auch an vielen und nicht nur positiven Erfahrungen reicher. Aber das sind keine Geschichten für hier.
Nun kann man, auch wenn man eigentlich anderes zu tun hätte, den Flug auf der Zeitsenke "flightradar" verfolgen; ein Dienst im Netz, der aus den Transponderdaten des Flugzeugs auf einer Karte aktuelle Position, Geschwindigkeit und Flughöhe zeigt, mit so Extras wie bisheriger Weg und voraussichtliche Ankunftszeit. Kleines Detail am Rande, es kommen keine Daten mehr, wenn die Maschine kurz vor der Landung in Tel Aviv ist.
Eine der weiteren Spielereien, auch die Flugzeuge der Umgebung sind zu sehen, und von und nach wo die grad so unterwegs sind. Und so findet sich zufällig ein Flug, der im östlichen Mittelmeer von Nord nach Süd unterwegs ist. Kommt von Beirut und hat als Ziel einen der kleinen Staaten am Persischen Golf. Daß paßt aber gar nicht zu dieser Position ... aber nach kurzem Nachdenken ist es logisch, folgt man der in der Gegend herrschenden Logik:
Der naheliegende Kurs wäre von Beirut nach Osten und Südosten. Der allerdings führt über Syrien und damit ein Gebiet, von dem sich zivile Flugzeuge besser fernhalten sollten. Wäre also Plan B, nach Süden zu fliegen und von dort aus Jordanisches Gebiet zu erreichen. Das allerdings ist aus politischen Gründen nicht opportun. Also geht es zuerst nach Westen aufs offene Meer, dann nach Südwesten zur ägyptischen Küste und weiter über die Halbinsel Sinai, endlich nach Osten über den Golf von Akaba und dem eigentlichen Ziel zu. Also grob überschlagen 1000 Kilometer Umweg aus Gründen, die sich, zumindest aus der großen Entfernung, jeglicher ernsthaften Erklärung entziehen.
Und ja, das verdient eigentlich nur eine Fußnote; es ist im Vergleich nur eine kleine absurde Handlung in einer an absurden Handlungen nicht armen Gegend.
Freitag, 31. Januar 2014
Ein immer wieder überraschendes Spielchen mit Zeit und Zeitwahrnehmung: Zwei Zweitpunkte wählen, und dann die Mitte nehmen. Oder, nicht wesentlich anders, den Zeitraum zwischen den beiden noch einmal dahinter oder davor ansetzen. So oder so: Schauen, wo man herauskommt. Staunen.
Das kann eine ganz private Erfahrung sein: Einfach mal das eigene Alter halbieren und dann überlegen, wann das war. Oder, will man die frühe Kindheit lieber nicht mitzählen: Zu irgendeinem Zeitpunkt hat man länger die Schulzeit hinter sich gelassen hat, als sie überhaupt gedauert hat. Auch eher unerwartet ist das Ergebnis der Rechnung, wenn man das eigene Alter von der Geburt in den Vergangenheit zählt und sich dann tief in den Geschichtsbüchern wiederzufindet.
Das Ergebnis ist, zumindest für mich, daß die näher an der Gegenwart liegende Zeitspanne als die deutlich kürzere wahrgenommen wird. Auch bekannt als "Wie doch die Zeit vergeht!".
Anlaß für diesen kleinen Artikel war eine kleine Erkenntnis: Zur Bestattung von Gandhi nach seiner Ermordung kamen seinerzeit einige hunderttausend Menschen zusammen. Als mehrere Jahrzehnte später sein Leben monumental verfilmt wurde, durfte diese Szene natürlich nicht fehlen, und man machte das zu einem großen öffentlichen Ereignis. Auf den Tag genau, sicher kein Zufall, 33 Jahre nach dem historischen Datum. Und das wiederum ist heute genau 33 jahre her.
Nicht zuletzt: Es ist nicht mehr weit (etwas über vier Jahre), und dann ist die Berliner Mauer länger Geschichte als es sie gab.
Freitag, 13. Dezember 2013
Dinge, die sich so oder so ähnlich zugetragen haben mögen. Andere könnten daraus einen Roman von Weltliteratur entwickeln.
Ihre Kindheit kann keine besonders großartige gewesen sein. Die Verhältnisse waren einfach, und es war Krieg. Nach der Schule hat sie einen Beruf gelernt und eine Anstellung in einer Firma gefunden. Und dort die große Liebe ihres Lebens: Ein deutlich älterer Kollege, der vermutlich schon damals streng und hart war, vor allem gegen sich selbst. Aber auch ein kluger Mensch von einiger Empfindsamkeit, was er aus irgendwelchen Gründen unter einem dicken Panzer verborgen
hielt.
Allerdings: Er war verheiratet und hatte auch Kinder. Seine Ehe war nicht glücklich, eine Scheidung stand aber trotzdem nie zur Diskussion. Er mag seine Frau schon längst nicht mehr geliebt haben, aber er sah sich trotzdem in Verantwortung. Als etwa, viele Jahre später, sie ihr letztes halbes Jahre im Krankenhaus lag, hat er es sich nicht nehmen lassen, sie dort jeden Tag zu besuchen.
So blieb es bei einer mehr oder weniger intensiven Freundschaft. Woanders binden wollte sie sich nicht mehr, und so war sie, zumindest nach außen, alleinstehend. Firmenfeiern waren eine Gelegenheit, bei der sie in unverfänglicher Situation seine Familie ein bißchen kennenlernen konnte.
Die Jahre gingen dahin. Irgendwann hatte er das Rentenalter erreicht. Wie sie dann noch den Kontakt hielten, wußten nur sie selbst.
Die Heimlichtuerei endete erst nach dem Tod seiner Ehefrau, und da war er schon über 80. Seine Familie, er war inzwischen Urgroßvater, hatte die anfängliche Überraschung schnell überwunden und akzeptierte "seine Freundin" ohne Wenn und Aber. Daß die Kontakte spärlich blieben, lag nur an den großen Entfernungen, nicht an irgendwelchen Animositäten.
Leider sollte sie nicht mehr viel an ihm haben, er starb nur wenig später. Sie blieb alleine zurück, von ihrer eigenen Familie gab es auch niemanden mehr. Und bald danach war sie noch wegen einer verpfuschten Operation an den Rollstuhl gefesselt.
Jetzt erreicht mich die Nachricht von ihrem Tod. Zusammen mit der Bemerkung, daß niemand zur Sargfeier kommen wird. Da plagt mich doch ein bißchen das Gewissen, auch wenn ich sie nur zwei- oder dreimal kurz getroffen hatte.
Um fast 18 Jahre hat sie ihn überlebt. Und immer, wenn ich in den letzten Jahren gelegentlich an sie dachte, überkam mich ein Gefühl von großer Traurigkeit. Auch wenn sie sich trotz allem die Freude am Leben nicht hatte verderben lassen.
Aber, wäre ein anderes Leben ein besseres gewesen? Wie immer gilt: Wir werden es nicht wissen.
Sonntag, 17. Juni 2012
Es gibt so ein paar Redewendungen, da fällt bei mir die Klappe. Wahlweise nenne ich es den Lackmus-Test auf Idioten. Wer ernsthaft mit diesen Sprüchen kommt, fällt bei mir gnadenlos in die Schubladen "ahnungsloser Schwätzer" oder "dummer Nachplapperer", wird bei mir keinen Erfolg haben, es sei denn es sollte Schulterzucken oder das Lächeln als Zeichen der höheren Einsicht sein. Die Übersetzung ist beigefügt.
- Männner ... Frauen ...
Übersetzung: Die vom anderen Geschlecht haben überhaupt keine Ahnung, daß vor allem die von meinem Geschlecht die Opfer sind.
- Alle Kinder ...
Ich mache mir nicht die Mühe zu differenzieren.
- Es ist nun mal so ...
Übersetzung: Ich habe meine Meinung, irritiere mich nicht mit Fakten.
- Wir von der FDP haben immer schon ...
Übersetzung: ... die Weisheit mit Löffeln gefressen.
- Ihr Computer ist sicher
Übersetzung: Wir wissen nichts gegenteiliges. Und das heißt nicht viel.
- ... hat sich bewährt
Übersetzung: Ich kann die Schwierigkeiten damit und die Widersprüchlichkeiten noch bequem ignorieren.
- Mit Urteil des Landgerichts Hamburg vom 12. Mai 1998 ...
Übersetzung: Ich habe diesen Spruch im Netz gefunden und einfach mal übernommen.
- ... zu Ihrer eigenen Sicherheit ...
Übersetzung: Für unsere Sicherheit. Vor allem aber: Für ein Gefühl von Sicherheit.
- ... absolut ...
Übersetzung: Ich weiß nicht, was dieses Füllwort bedeutet, aber alle verwenden es, dann ich auch.
- Das ist unprofessionell
Übersetzung: Du hast zwar recht, aber ich will Dir nicht zustimmen, also suche ich ein Notargument.
- Ich hab ja nichts gegen die ..., aber
Übersetzung: Ich habe jede Menge gegen die
- Du bist der letzte, der noch dageben ist
Übersetzung: Fünfzig Milliarden Fliegen können nicht irren
- Die Piraten wollen das Urheberrecht abschaffen.
Übersetzung: Ich versteh da nicht wirklich, was da passiert, aber mein Verlag/Agent will, daß ich diesen Wisch unterschreibe.
Die Liste läßt sich sicher noch fortsetzen.
Dienstag, 8. Mai 2012
Ausruf als Reaktion auf eine Nachricht oder ähnliche Neuigkeit, in sarkastischer Umkehrung der tatsächlichen Haltung. Deshalb gleichzeitig ausdrückend, daß auch jeder andere Mensch diese Meldung vorausahnen konnte, solange er nur bereit ist, seinen Kopf zum Denken einsetzen statt einfach den offiziellen Glaubenssätzen hinterherzutrotten.
Beispiel: "EU-Gipfel: Merkel erwägt nun doch größeren Rettungsschirm" -- *ÜBERRASCHUNG*
Siehe auch: "Damit konnte ja niemand rechnen", "told you so".
""ÜBERRASCHUNG!"" vollständig lesen
Montag, 20. Februar 2012
Die Klagelieder sind zahlreich und nicht neu, das geht schon seit Jahrzehnten: Es werden nicht genug Kinder geboren, dieses Land stirbt allmählich aus. Also muß man doch was tun.
"Neues von der Karnickelfraktion" vollständig lesen
Montag, 19. Dezember 2011
Woran soll ich die Leute messen? Wie sie handeln wollen, oder wie an ihrem Handeln? Oder an ihrem Handeln, wenn ich sie auf die große Diskrepanz zwischen beidem hinweise?
Donnerstag, 27. Oktober 2011
Tjo, meinte mein Bekannter, und dann darf ich mal sehen, wie ich nächste Woche meinen Sohn unterbringe. - Hu?
Die Situation ist nichts besonderes: Die Mutter steigt gerade wieder in den Beruf ein und sollte möglichst nicht fehlen. Das zweite Kind, grad aus dem Allergröbsten raus, hat ohnehin eine Tagesmutter. Das ältere geht schon in den Kindergarten. Der allerdings hat ein Konzept, das ich noch nicht kannte. Es heißt "Schließungstag".
"Schließungstage" vollständig lesen
Donnerstag, 4. August 2011
... wenn Dir auf die Erwähnung von "Metal Train" die Frage einfällt, ob es auch einen "Chromdioxid Train" gibt. Und Dir dann klar wird, daß Du den jüngeren Kollegen erstmal die Pointe erklären müßtest.
Sonntag, 31. Juli 2011
Zu Testzwecken sollten bei einem Fußballspiel an den Zugangskontrollen Gesichtserkennung und Abgleich mit einer Suchbildkartei durchgeführt werden. So etwas passiert nicht zum ersten Mal, und auch nicht zum ersten Mal in Deutschland, die Ergebnisse waren bislang wohl eher schaurig. Aber die Technik ist zweifelsohne mit den Jahren besser geworden, und dank Facebook und Konsorten ist jetzt auch bei einem größeren Publikum angekommen, daß so etwas nicht mehr science fiction ist.
Es haben sich aber dennoch in Reaktion auf Bedenken einige Leute nicht entblödet, einen der ältesten, dümmsten und falschesten aller Sprüche zum Thema Datenschutz und Privatsphäre zu werfen; Man habe nichts zu verbergen und deshalb nichts zu befürchten. Doch diesmal kann man sie mit den Konsequenzen eines Fehlers konfrontieren. Denn fehlerhaft werden die technischen Systeme sein, und das Auftreten eines falschen Alarms ist nur eine Frage der Zeit. Ob die Schilderung der Auswirkungen bei diesen Personen zu einer Änderung der Überzeugungen führt, darf dennoch bezweifelt werden.
"Eigentlich könnte man _jetzt_ mal aufwachen" vollständig lesen
Montag, 25. Juli 2011
Es hieß mal "Terrorismuskartei" und "Gewalttäter Sport", und wer da bekannt geworden war - für gelegentlich wohl recht interessante Werte von - oder dafür gehalten wurde, der landete dort, still, leise und mitunter auch recht überraschend.
Dann reichte das nicht wohl mehr, und es kamen die terroristischen "Gefährder" ins Spiel. Die haben zwar noch nichts Justiziables getan (zumindest solange man die Gesetze nicht in Richtung Gedankenverbrechen dreht), könnten aber aber vielleicht mal. Weil. Die sollte man doch beizeiten auf dem Radar haben.
Aktueller Level: "Auffällige".
Wann bleibt eigentlich niemand mehr übrig?
"Und wieder eine Stufe" vollständig lesen
Dienstag, 3. Mai 2011
... über den Tod eines Mörders? Kann ich nicht empfinden.
Es macht seine Tat nicht rückgängig. Bringt den menschlichen Verlust nicht zurück.
Es stehen genug andere Gefühlregungen zur Verfügung: Erinnerung an die Opfer, eine - letztliche irrationale - Erleichterung, meinetwegen auch Genugtuung.
Es kann und darf einen Abschluß bilden, für Dinge in der Vergangenheit, die man akzeptieren muß, ändern lassen sie sich ohnehin nicht mehr. Dann wird das zum Anlaß, die Zeit der Trauer zu beenden - denn das muß ohnehin irgendwann geschehen - und wieder in die Zukunft blicken zu dürfen.
Aber jubeln und feiern ist widerlich.
Vielleicht habe ich auch nur mehr christliche Werte abbekommen als mir lieb ist. Zumindest fühle ich mich gerade mal wieder sehr einsam.
Dienstag, 19. April 2011
Was für Verschwörungstheoretiker, und solche die es werden wollen - falls das nicht eine ganz alte Kamelle ist ...
Als vorgestern jemand mit "50. Jahrestag!" grüßte, war ich ich einen Moment verwirrt. Denn der 50. Jahrestag war doch gerade erst. Eine schnelle Recherche zeigt dann, welcher Jahrestag stattdessen gemeint war.
Nur fünf Tage Abstand, oder eigentlich nur zwei, wenn man bis zum Beschluß zur Durchführung mißt. Zufall?
Der geübte Zyniker sagt: Wohl kaum. Und erinnert sich als guter Kenner von "Wag The Dog" an einen andere Kombination zweier Termine, wo knapp nach einem Ereignis, das vor allem nach Innen eine ziemlich schlechte politische Wirkung hat, mit einer militärischen Aktion geantwortet wird (Warnung, dieser Artikel ist geeignet, Vorurteile über eine imperialistische Politik zu bestätigen). Da klappte das allerdings besser als 1961.
Apropro 1961 - diesen Sommer ist dann auch der Mauerbau 50 Jahre her; und wir nähern uns mit großen Schritten dem Zeitpunkt, wo die länger weg ist als sie stand.
Mittwoch, 23. Februar 2011
Auch eine Art zu studieren zu einem Dr. zu kommen, konkret im Fach Philosophie.
So legte ich mir von vornherein eine Zeiteinteilung zurecht: drei Jahre um das Universitätsstudum mich überhaupt nicht bekümmern! Dann in dem einem letzten Jahr in scharfer Anstrengung den scholastischen Stoff bewältigen und irgendeine Dissertation rasch fertigmachen!
Und wie es schließlich zum Ende dieser Zeit an die Prüfung geht:
Der gütige Professor, der aus meiner öffentlichen (...) Tätigkeit zuviel von mir wußte, um mich mit Kleinkram zu vexieren, sagte mir in einer privaten Vorbesprechung: "Exakte Logik wollen Sie doch lieber nicht geprüft werden", und führte mich dann in der Tat sacht auf die Gebiete, in denen er mich sicher wußte.
Immerhin gibt er auch direkt zu, daß die Familie von ihm einen Doktortitel erwartete, gleichgültig welchen.
Um wen es sich handelt, läßt sich mit wenig Mühe herausfinden. Apologeten können sich jetzt noch genüßlich über den Dünkel beklagen, mit dem er sich für was Besseres hält als der Durchschnitt.
Wenn man aber schon mit zweierlei Maß messen will: Diesem hier sehe ich das nach.
Nachtrag: Zitiert wurde aus "Die Welt von Gestern" von Stefan Zweig.
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